Sonntag, 31. März 2013

Drachenzwielicht (Margaret Weis, Tracy Hickman)

 (zu engl.: „Dragons of Autumn Twilight“, 1. Band der Serie: „Die Chronik der Drachenlanze“)

Sechs alte Freunde treffen nach fünf-jähriger Wanderschaft im Gasthaus  „Zur letzten Bleibe“ in der Baumstadt Solace aufeinander, um ihren Schwur zu erfüllen. Der Halb-Elf Tanis, der solamnianische Ritter Sturm Feuerklinge, der geheimnisvolle Magier Raistlin, dessen kämpferischer Zwillingsbruder Caramon, der Zwerg Flint Feuerschmied und der kleine furchtlose Kender namens Tollpan Barfuß, sind durch die Welt gezogen, auf der Suche nach Antworten auf Gerüchte über Krieg und Bösartigkeiten, die ihr Heimatland Abanasinia zu verschlingen drohen.
In Solace angekommen, merken sie schnell, dass sich hier einiges verändert hat – und nicht zum Guten. Dann stoßen sie auch noch auf das Babarenmädchen Goldmond und ihren Geliebten Flußwind, die einen magischen Stab bei sich tragen, der von Goblins und anderen verabscheuungswürdigen Kreaturen gesucht wird. Als die Gefährten versuchen, Goldmond zu beschützen und herauszufinden, was es mit dem Stab auf sich hat, werden sie erneut in ein gefährliches Abenteuer gestürzt.


 
Damit man die Geschichte richtig verstehen kann, muss man etwas über ihre Hintergründe wissen: „Drachenlanze“ ist eine Welt im Dungeons&Dragons-Universum, dem Urvater aller Rollenspiele, das seit den 70er Jahren Nerd-Herzen höher schlagen lässt. Margaret Weis und Tracy Hickman haben sich von den Abenteuern ihrer eigenen Spielfiguren inspirieren lassen und diese in der „Chronik der Drachenlanze“ niedergeschrieben.

Der Erzählung merkt man ihren Rollenspielursprung durchaus an. Die Helden geraten in ein Abenteuer, in dem sie einige Quests bestehen müssen, die mit Hindernissen gespickt sind. Ganz nach dem Schema: Laufe von A nach B und bekämpfe dort C um D zu erhalten, das du dann bei E für F verwenden kannst, usw.
Allerdings muss ich positiv vermerken, dass sich die Autoren eine schöne Vorgeschichte zu dem Geschehen im Buch überlegt haben. Weiters wirkt das Buch durch den geschichtlichen und geografischen Überbau komplexer und vielfältiger, als es das vordergründige Geschehen um die sechs Gefährten eigentlich ist.

Auch die Charaktere haben ganz RPG-like (=RolePlayGame) jeder ihre spezifischen Stärken und Schwächen und erfüllen dementsprechend bestimmte Aufgaben in der Gruppe. So gibt es zum Beispiel den finsteren Magier, der dafür überhaupt nicht kämpfen kann. Diese Aufgabe übernimmt der breitschultrige Caramon, der mit seinem Schwert alles vernichtet, was sich ihm in den Weg stellt, aber nicht gut im verstecken oder schleichen ist. Der kleine geschickte Tollpan horcht deshalb Feinde aus und öffnet leise verschlossene Türen… So hat jeder seinen fixen Platz.
Das heißt nicht, dass die Figuren uninteressant sind, sondern nur manchmal in ihren Handlungen durchschaubar.

Zur Erscheinungsform des Buches lässt sich sagen, dass „Die Chronik der Drachenlanze“ im Englischen eine Trilogie ist, doch im Deutschen (wie so oft bei übersetzten Fantasyreihen) jedes Buch zweigeteilt wurde, sodass hier sechs Bände der Serie vorliegen.
Zu guter Letzt möchte ich auch noch etwas zur Übersetzung selbst sagen, diese wirkt nämlich etwas eigenwillig. Marita Böhm hat Orte und Namen scheinbar willkürlich übersetzt oder in Originalsprache belassen. So wurden z.B.: „Neuhafen“ und „Düsterwald“ übersetzt, „Solace“ bleibt englisch. So wurden auch z.B.: „Goldmond“ und „Flußwind“ wortwörtlich übersetzt, aber der Name von Goldmonds Mutter, „Tearsong“, unübersetzt gelassen. Diese Ungereimtheiten stören den Lesefluss an manchen Stellen etwas.

Der einfache, klischeehafte Aufbau der Geschichte und seiner Charaktere, wirkt im 21. Jahrhundert etwas altbacken, war in den 80ern jedoch ein aufregendes Novum. Die Drachenlanze-Saga gilt als Vorreiter für alle Romane im Rollenspielbereich (von Starwars bis Warcraft).
Wer sich für Dungeons&Dragons oder Rollenspiele an sich interessiert oder einfach einen unterhaltsamen aber nicht zu anspruchsvollen Sword&Sorcery-Fantasyroman sucht, ist mit „Drachenzwielicht“ recht gut beraten. Mich hat allerdings die Hintergrundgeschichte zur Entstehung der Serie und zum Spieluniversum mehr fasziniert als das Buch selbst.

Montag, 25. März 2013

Eine Studie in Scharlachrot (Sir Arthur Conan Doyle)

Als Dr. Watson, ehemals Mitglied des Medizinischen Dienstes der Armee, aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt wird und von Afghanistan nach England zurückkehrt sucht er in London aus Kostengründen einen Mitbewohner. Ein alter Bekannter vermittelt ihn an den seltsamen Sherlock Holmes und die beiden beziehen eine Wohnung in der Baker Street 221b. Es dauert nicht lange bis Watson herausfindet, dass Sherlock Holmes Privatdetektiv ist, ein Genie seines Fachs.
Bald darauf erlebt Dr. Watson selbst einen mysteriösen Mordfall: Als die beiden Wohnungskollegen zu einem sonst leerstehendem Haus gerufen werden, in dem ein Toter ohne sichtbare Verletzungen liegt, mit einem Ehering auf der Brust, und der einzige offensichtliche Anhaltspunkt des Falls das deutsche Wort „Rache“ ist, das mit Blut auf die Wand geschrieben wurde, beginnt Holmes mit großem Kombinationsgeschick bereits den Fall zu lösen.




Im ersten Band von Sherlock Holmes Abenteuern lernen wir zu Beginn Dr. Watson als gesundheitlich angeschlagenen, eher ruhigen, angenehmen Jungesellen kennen. Er ist jemand, der sich nicht in den Vordergrund drängt, seine Meinungen eher für sich behält und anderen Leuten keine Umstände macht. Er dient in den Büchern Doyles als Ich-Erzähler und berichtet uns von den Kriminalfällen, wie er sie miterlebt hat.
Sherlock Holmes hingegen ist ein sehr exzentrischer und oft auch komplizierter Mensch. Er ist sehr auf seinen Beruf fixiert, viel anderes im Leben als seine Mordfälle interessiert ihn eigentlich nicht. Alles was er lernt, lernt er nur zu dem Zweck Verbrechen aufzuklären, über andere allgemeinbildende Themen wie Literatur, Philosophie oder Astronomie weiß er so gut wie nichts.
So ist Watson zum Beispiel an einer Stelle besonders entsetzt:
„Meine Überraschung erreichte jedoch einen Höhepunkt, als ich zufällig herausfand, dass ihm die Theorie des Kopernikus und der Aufbau des Sonnensystems unbekannt waren. Dass ein gebildeter Mensch in diesem unseren neunzehnten Jahrhundert in Unkenntnis der Bewegung der Erde um die Sonne verharrte, erschien mir als solch außerordentliche Tatsache, dass ich es kaum zu begreifen vermochte.“
Diese Naivität einigen Wissensgebieten gegenüber ändert jedoch nichts an der genialen Aufklärungsmethode Sherlock Holmes‘.

Zum Fall selbst, den die beiden lösen, möchte ich eigentlich nicht mehr, als schon in der Inhaltsangabe verraten, sagen, um die Spannung nicht zu zerstören.
Darum zum Schluss nur noch etwas interessantes über den Aufbau des Buchs: Der Fall selbst ist sehr schnell – nämlich in gerade mal 83 Seiten – gelöst. In der zweiten Hälfte der Erzählung erfährt man ausführlich die Vorgeschichte des Mordes. Wirklich ausführlich, denn die Vorgeschichte beginnt Jahrzehnte davor!

Schon lange hat mich die Aufklärung eines Kriminalfalls nicht mehr so fasziniert wie bei „Eine Studie in Scharlachrot“. Es ist herrlich zu sehen, wie Sherlock Holmes durch simple logische Schlüsse, schneller zur Lösung kommt, als alle Kommissare und Polizisten um ihn, die ständig falschen Fährten hinterher laufen.
Etwas langatmig fand ich gegen Ende den zweiten Teil des Buchs, der fast ausschließlich beschreibt, wie es zu der Tat kam. Da das Buch aber insgesamt mit gerade mal über 150 Seiten recht dünn ist, hat man auch diesen Erzählungsteil recht schnell hinter sich gebracht.
Mein Fazit: Es ist recht spannend und amüsant über den exzentrischen Sherlock Holmes Bücher zu lesen, aber mit ihm zusammen wohnen möchte man dann eher doch nicht.

Montag, 18. März 2013

The Magician (Michael Scott)


(2. Band der Serie: „The Secrets of the Immortal Nicholas Flamel; zu dt.: „Der dunkle Magier“)

„The Magician“ beginnt genau dort, wo der 1. Band (Rezension dazu hier) der Serie aufgehört hat: Sophies magische Kräfte wurden von Hekate, einer der Ältesten erweckt und die Hexe von Endor hat das Mädchen die Windmagie gelehrt. Sie, ihr Bruder, Josh, die Vampir-Krieger-Prinzessin, Scatty, und Nicholas Flamel sind von Kalifornien durch einen Spiegel nach Paris geflüchtet, wo sie jedoch nicht mehr nur vom Magier John Dee, sondern auch dem unsterblichen Nicolo Maciavelli verfolgt werden. Nur gut, dass Flamel auch in seiner ehemaligen Heimatstadt alte Freunde hat, die bereit sind, ihm zu helfen. Es ist allerdings fraglich, ob diese etwas gegen alle Ungeheuer ausrichten können, die Dee und Maciavelli heraufbeschwören.
Währenddessen versucht Flamels gefangene Frau, Perenelle, aus Alcatraz zu fliehen, woran sie eine Menge schreckliche Kreaturen hindern wollen.
Das ist jedoch noch nicht das Ende aller Probleme: Nicholas und Perenelle altern unaufhörlich weiter, noch immer haben die Fieslinge die Formel für das Lebenselixier neben einem anderen großen Teil des Kodex‘ und die Zeit läuft ihnen davon…

Wer meine Rezension des ersten Bandes gelesen hat, wird sich jetzt wahrscheinlich fragen, warum ich so blöd war, mir auch noch das 2. Buch der Serie zu kaufen. Ich kann mich nur mit der Tatsache verteidigen, dass ich das Buch gekauft habe, bevor ich das erste gelesen hatte (Was eigentlich auch keine gute Entscheidung war).
Warum ich das Buch nicht einfach ungelesen aus dem Fenster werfe? Mein selbstauferlegter Leseethos verbietet es mir, Bücher auszusortieren, bevor ich mir 100%ig sicher bin, dass ich sie nieeee wieder in die Hand nehmen werde. Und das kann ich nur mit Gewissheit sagen, wenn ich sie selbst gelesen habe. (Außerdem kann ich euch so vor schlechten Büchern warnen und ihr kommt manchmal in den Genuss einer unterhaltsamen Rezension.)

Jetzt, da ich es gelesen habe, muss ich sagen: Surprise, Surprise! „The Magician“ ist tatsächlich besser als sein Vorgänger. Was allerdings leider noch lange nicht heißt, dass das Buch gut ist.

Noch immer neigen die Protagonisten zu unrealistischen Handlungen. So zu Beispiel als die Zwillinge, Flamel und Scatty aus einer Kirche flüchten, in der sie einen Alarm ausgelöst haben. Maciavelli und die Pariser Polizei ist ihnen auf en Fersen und sie müssen schleunigst verschwinden. Als Sophie Nicholas jedoch freundlicherweise anbietet mit Windmagie die verschossene Eingangstür aufzustoßen, lehnt Flamel ab, da er doch nicht zulassen kann, dass dadurch ein historisches Bauwerk demoliert wird.
Noch immer ziehen sich Passagen zäh in die Länge und für 450 Seiten passiert erstaunlich wenig, auch wenn das, was passiert, einem spannender vorkommt als im vorherigen Buch (Vielleicht ist man in seinen Ansprüchen aber auch einfach genügsam geworden).
Die Gefühlswelt der Zwillinge wird ebenfalls wieder sehr häufig beleuchtet und theatralisch ausgewalzt, wobei einem besonders Joshs ewige Eifersucht auf Sophies Kräfte auf die Nerven geht.
Und noch immer fühlt sich die Geschichte an wie ein uninspiriertes Best-of-Mythology-Potpourri; doch langsam hat man sich daran gewöhnt, dass verschiedenste Sagenfiguren miteinander in einer skurrilen Verbindung stehen und wundert sich gar nicht mehr darüber, wenn zum Beispiel griechische Götter in den Pariser Katakomben hausen.

Etwas, worüber ich mich in der Kritik des vorherigen Bandes etwas lustig gemacht habe, muss ich jedoch der Fairness halber noch richtig stellen: Nicholas Flamel ist nicht zu dumm, um sich die Zauberformel für das Elixier des Lebens zu merken, sondern sie ändert sich jedes Monat, wie in diesem Buch erklärt wird.

Da dies das letzte Buch von „Die Geheimnisse des Nicholas Flamel“ ist, dass ich gekauft habe, und auch nicht vor habe, ein weiteres anzuschaffen, ist „The Magician“ wohl auch das letzte Buch der Serie, das ich lesen werde. Wer mehr von Michael Scott kennt und seine Meinung dazu mit mir teilen möchte (und sei sie auch noch so konträr) ist herzlich dazu eingeladen.
Meine Empfehlung, die Finger von dieser Serie zu lassen, hat sich durch „The Magician“ allerdings nicht geändert.

Sonntag, 10. März 2013

[Buchgeplauder]: 5 Autoren die jeder liebt - nur ich nicht

Es gibt Autoren, die muss man einfach lieben. Das behaupten nicht nur sie selbst, sondern auch Rezensenten ihrer Werke in Zeitschriften und Fernsehen und ein Großteil meiner Freunde (wobei „Großteil“ heißt: Alle die deren Bücher selbst gelesen haben).

Wenn alle so viel Überzeugungsarbeit leisten, gebe ich mir richtig Mühe die gepriesenen Autoren ebenfalls gut zu finden, sollte es auch Jahre und etliche Bücher lang dauern.
Gefallen mir dann die Werke der Autoren noch immer nicht, verstauben sie oft im Bücherregal, denn sie könnten mir ja vielleicht irgendwann doch gefallen. Und meine inneren Zweifel sagen: Was jeder gut findet, kann doch nicht schlecht sein.

Pünktlich zum Frühjahrsputz werden jetzt aber einige Bücher ausgesondert, denn letztendlich geht es bei Romanen nur um subjektiven Genuss, ganz egal wie sehr man sich bei Rezensionen um Objektivität und Neutralität bemüht.
Hier meine persönliche Top-Five der am meisten überschätzten Autoren, durch die in meinem Bücherregal nun Platz für neues geschaffen wird:

5.) Charles Dickens: Ich liebe englische Klassiker. Ich habe mit bereits mit dreizehn Jane Austen verschlungen und habe viele langatmige Passagen der Brontë-Sisters durchgestanden. Mich stört die Langsamkeit von Elizabeth Gaskell und Wilkie Collins nicht.
Doch Charles Dickens ist langatmiger und behäbiger und sperriger, als alle anderen Klassiker, die ich jemals gelesen habe. Ich bin an der Originalfassung von „Oliver Twist“ ebenso verzweifelt wie an „David Copperfield“ und „Große Erwartungen“. Das einzige Werk von ihm, das ich als lesbar empfinde, ist „Eine Weihnachtsgeschichte“, aber das wurde von den Medien (zig Verfilmungen von Micky Maus bis zu den Muppets) schon zur Genüge ausgeschlachtet.

4.) Dan Brown: Gut, Dan Brown ist nicht überall beliebt. Es gibt genügend Foren und Blogs, in denen über ihn gelästert wird. Doch das erst seit man seine Bücher einige Jahre nach ihrem Erscheinungsdatum mit etwas Abstand betrachten kann. Am Anfang war jeder in meinem Umkreis von „Der Da Vinci Code“ und „Illuminati“ hellauf begeistert.
Ich habe es versucht, aber für die Grausamkeiten, die in seinen Geschichten geschehen, war mir sein Stil schlicht zu emotionslos. Und mit Thrillern konnte ich sowieso noch nie viel anfangen.

3.) Tad Williams: Wenn einer (neben G.R.R. Martin) als die gegenwärtige Größe des Fantasy angesehen wird, ist er es. Wer von sich behauptet, sich halbwegs in dem Genre auszukennen, kommt an Tad Williams einfach nicht vorbei. Und wehe man spreche ein Wort gegen ihn, so ziehe man auf sich den Zorn aller, die dies lesen oder – außerhalb des Internets –  hören.
Ich halte ihm zwar zugute, einige originelle Ideen in die epische Fantasy gebracht zu haben, doch schnelles Voranschreiten der Handlung ist leider nicht unbedingt seine Stärke. In jedem der Bücher, die ich von ihm gelesen habe, hätte man getrost 200 Seiten streichen können, ohne dass einem als Leser etwas gefehlt hätte. Ich habe mich durch „Shadowmarch“ und den noch zäheren Folgeband „Shadowplay“ gekämpft und es mit dem ersten Band der Serie „Das Geheimnis der großen Schwerter“, „Der Drachenbeinthron“, versucht, doch Tad Williams‘ Langatmigkeit hat meinen Lesedurst letztendlich bezwungen.

2.) T.C. Boyle: Bei T. C. Boyle tut es mir richtig leid, dass ich ihn nicht mögen kann, denn ich finde seine Ideen originell und witzig. Es ist wieder einmal mehr das Drumherum als der Kern, der mich stört. In der Kurzgeschichtensammlung „Tooth and Claw“ wimmelt es zwar nur so von spannenden und skurrilen Ansätzen, jedoch hat keine einzige der Geschichten ein richtiges Ende! Mir kommt vor, dass sie alle einfach mitten in einer Situation aufhören, weil Boyle einfach keine Lust hatte, sich eine gute Auflösung des Problems zu überlegen.
Von seinen Romanen, habe ich es mit „Drop City“ versucht, war aber nach über 200 Seiten noch immer gelangweilt, mochte die Charaktere nicht wirklich und hatte das Gefühl, dass nichts passierte.
Also, auch wenn es wehtut, ich sage T.C. Boyle auf immer Adieu.

1.) Neil Gaiman: Dieser Autor schafft wahre Fronten unter Lesern fantastischer Geschichten. Entweder man liebt ihn abgöttisch oder man hasst ihn aus tiefstem Herzen; eine etwas gemäßigtere Haltung dazwischen scheint es nicht zu geben. Ich muss leider gestehen zur zweiten Sorte zu gehören.
Ich fand „Coraline“ schrecklich zu lesen (obwohl mir der Film sehr gut gefiel), bei „The Graveyard Book“ war nichts interessant bis auf die Titelillustration, die von Chris Riddell stammte. Außerdem kam mir die Idee von einem Menschen, der auf einem Friedhof lebt und mit Geistern reden kann, sehr von Peter S. Beagles „He! Rebeck“ abgekupfert vor. Bei „Der Sandmann“ finde ich zwar die Grundidee gut, kann aber mit der Umsetzung nichts anfangen.
Neil Gaiman wird also ab sofort nicht mehr nur in meinem Bücherregal stehen, auch wenn „es gut aussieht“.

Wie ist das mit euch; gibt es auch Autoren oder Bücher, die ihr nicht leiden könnt, obwohl euch jeder einredet, dass sie absolut toll sind?

Mittwoch, 6. März 2013

Dr. Jekyll and Mr. Hyde (Robert Louis Stevenson)


Mr. Utterson, ein Anwalt eher nüchternen Charakters, kann sich bei bestem Willen nicht erklären, warum sein ehrenvoller, respektabler Freund, Dr. Henry Jekyll, in seinem Testament als einzige Person den mysteriösen Edward Hyde bedenkt. Als Mr. Utterson von allen Seiten von immer skandalöseren und schrecklicheren Ereignissen berichtet wird, deren Ursache bei Mr. Hyde zu liegen scheint, beginnt Jekylls Freund misstrauisch zu werden. Er macht sich auf eigene Faust im nächtlichen London auf die Suche nach dem abstoßenden, finsteren Mr. Hyde, fest entschlossen, die Verbindung die zwischen diesem und Dr. Jekyll herrscht, aufzudecken. Noch ist ihm dabei nicht bewusst, welch schockierende  Entdeckung er machen wird.






Ich weiß nicht in wie vielen Fernsehserien, Filmen und Büchern, die ich kenne, auf „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ Bezug genommen wird (Das fängt beim gleichnamigen Musical an und hört irgendwo beim Trashgothicfilm „Van Helsing“ auf). Was einem beim Lesen deshalb als Erstes auffällt, ist, wie diese, mit ihren nicht einmal 100 Seiten recht kurze, Erzählung in anderen Medien fantastisch ausgeschmückt, aufgebauscht und umgemodelt wird.
Erwartet man dadurch vom Original zu viel, wird man im ersten Moment also etwas enttäuscht, bis man sich etwas näher mit der Frage beschäftigt, warum Stevensons Geschichte so populär und faszinierend ist.

In „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ beleuchtet Stevenson auf spannende Weise die Abgründe der menschlichen Seele. Er macht das Verlangen eines jeden Menschen, einmal das gute Gewissen, Sorgen und Skrupel hinter sich lassen zu können, anhand einer gespaltenen Person für den Leser einfach sichtbar.
Dr. Jekyll leidet unter der Zerrissenheit zwischen dem was gut, richtig und in der Gesellschaft anerkannt ist und seinen eigenen Wünschen und Träumen, die er ungestraft ausleben möchte. Doch als er schließlich einen Weg findet, ungezwungen und frei handeln zu können, nicht länger vom Gewissen an seine Pflichten und Anstand gebunden, wird ihm dies zum Verhängnis.

Dadurch, dass wir als Leser die Geschichte durch den Anfangs unwissenden Mr. Utterson miterleben, werden wir nur Stück für Stück an die schreckliche Wahrheit herangeführt; es bleibt bis zum Schluss spannend.
Die Charaktere werden dabei durch die Kürze der Geschichte eher eindimensional eingeführt, was die Erzählung allerdings nicht stört, da so das Augenmerk lediglich auf das Wesentliche gelenkt wird.

Wie zuvor schon kurz gesagt, war ich anfangs ein wenig von „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ enttäuscht. Andere Versionen der Geschichte haben mir vorher einen viel aufregenderen und bombastischeren Eindruck über das dunkle Geheimnis der beiden Männer vermittelt. Nachdem ich mich allerdings auf das Original eingestellt hatte, wurde es gegen Ende für mich doch noch recht spannend.
Ich meine, es lohnt sich, sich einen Abend vor dem Schlafengehen durch das Büchlein zu lesen, um das Original zu kennen; auch wenn ich danach nicht für gute Träume garantieren kann.