Samstag, 27. Oktober 2012

Kurzgeschichte: The Call of Cthulu (H. P. Lovecraft)

(zu dt.: “Cthulus Ruf”) 

Der Erzähler, dessen Namen wir nicht erfahren, berichtet uns in Ich-Form, worauf er durch Zufall nach dem Tod seines Onkels George Angell, dem Professor für semitische Sprachen an der Brown Universität, stößt. Als er im Winter 1926-27 die Hinterlassenschaft seines Onkels durchsieht, entdeckt er eine Schachtel mit rätselhaftem Inhalt: In ihr befindet sich ein Bericht über die seltsamen Träume eines Herrn Wilcox, der im Frühling des vorherigen Jahres unheimliche Visionen von uralten, versunkenen Städten und unaussprechlichen grauenvollen Wesen durchlitt. Es stellt sich heraus, dass während der gleichen Zeit tausende andere Menschen dieselben Albträume wie Wilcox hatten und dass diese Visionen mit einem uralten Voodookult zusammen hängen, der daran glaubt, dass abscheuliche Geschöpfe, die schon lange vor uns Menschen die Erde beherrschten, wieder auferstehen werden, um alles ihrem Schrecken zu unterwerfen.
Der Erzähler versucht das Werk seines verstorbenen Onkels fortzusetzen und dem entsetzlichen Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Die Geschichte „The Call of Cthulu“ ist der Auftakt zum Zyklus des Cthulu-Mythos, der H.P. Lovecraft zu Recht zu einem der größten Schriftseller der Horrorliteratur gemacht hat.
Lovecrafts Erzählungen überzeugen mehr durch eine durchgehend düstere, unheilvolle Atmosphäre, als durch kurze, unerwartete Schreckmomente. Ständig scheint eine namenlose Bedrohung wie ein Damokles-Schwert über einem zu hängen. Man selbst – wie auch der Protagonist – kann sich nicht so recht entscheiden, ob es besser wäre unwissend in das Verderben zu laufen oder sich des Grauens bewusst zu sein und an der Hoffnungslosigkeit, die einem dadurch erfasst, zu Grunde zu gehen. Sicher ist nur, egal was geschieht, es gibt kein Entrinnen, das Schlimmste wird immer eintreten.

Die in der Geschichte vorkommenden Charaktere sind gar nicht so wichtig, sondern nur Vermittler der Botschaft, mit der wir in Angst versetzt werden sollen. Geschickt wird der Leser von einer fiktiven Informationsquelle zur anderen geführt, sodass bis zum Ende aus einzelnen Zeugenaussagen, Zeitungsartikeln und Berichten Stück für Stück ein Gesamtbild in unserem Kopf entsteht und uns vorgaukelt selbst Forscher in dieser Sache zu sein.

Nachdem ich jetzt so über Lovecrafts Schreibstil geschwärmt habe, hier zwei kleine Kostproben:
In der folgenden Stelle findet der Protagonist ein steinernes Abbild des Monsters, das von den Voodoo-Clans angebetet wird:
„It seemed to be a sort of monster, or symbol representing a monster, of a form which only a diseased fancy could conceive. If I say that my somewhat extravagant imagination yielded simultaneous pictures of an octopus, a dragon, and a human caricature, I shall not be unfaithful to the spirit of the thing. A pulpy, tentacle head surmounted a grotesque and scaly body with rudimentary wings; but it was the general outline of the whole which made it most shockingly frightful.”

Hier wird die uralte, versunkene Stadt beschrieben, in der das Monster Cthulu lauert:
„Without knowing what futurism is like, Johansen achieved something very close to it when he spoke of the city; for instead of describing any definite structure of building, he dwells only on the broad impressions of vast angles and stone surfaces – surfaces too great to belong to any thing right or proper for this earth, and impious with horrible images an hieroglyphs. [...] The geometry of the dream-place he saw was abnormal, non-Euclidean, and loathsomely redolent of spheres and dimensions apart from ours.”
 
“The Call of Cthulu” wurde aus dem Buch “The Best of H. P. Lovecraft, Bloodcurdling Tales of Horror and the Macabre” entnommen. Ich habe die Geschichte für die heurige R.I.P. Challenge gelesen; Rezension für das ganze Buch wird beizeiten folgen.

2 Kommentare:

  1. Schöner Blog!

    Wenn Dir HP zusagt, kann ich die beiden Sammelbände aus dem Festa-Verlag empfehlen (je 13,90). Leider kein Hardcover, die klaren Bilder passen m.E. auch nicht zur düsteren Atmosphäre, aber gerade die Erläuterungen vom Lovecraft-Forscher Frankowski machen die Bücher sehr lesenswert.

    Viel Spaß weiterhin beim Lesen!

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    1. Danke für das Lob, es macht mir viel Freude, ihn zu schreiben. :)

      Ich freue mich immer über neue Büchertipps und werde mir deinen gut merken, mein Lovecraft-Buch habe ich nämlich schon fast ausgelesen.

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