Sonntag, 26. Mai 2013

10 Autoren, die es sich lohnt zu kennen

Oft stolpere ich auf Flohmärkten, Büchereien oder in unserem Keller über Bücher von Autoren, die mir zuvor unbekannt waren. Dann passiert es manchmal, dass ich das Buch aufschlage, anfange zu lesen und völlig überwältigt bin. Es ist Liebe auf den ersten Satz.
Natürlich will der Mensch als kommunikationsfreudiges Wesen seine grenzenlose Begeisterung über Neuentdecktes mit anderen teilen, weshalb ich immer allen Freunden von meinen neusten Lieblingsautoren berichte. Die hören sich das auch immer (scheinbar) ganz interessiert an und freuen sich mit, aber eine wirkliche Diskussion über diese Bücher kann daraus nicht entstehen. Dazu müsste mein Gegenüber den Roman oder zumindest den Autor kennen.
Vielleicht gibt es sie dort irgendwo da draußen, in den Weiten des Internets, Bücherwürmer, die auch gerne Werke halbvergessener Autoren aus Dachbodengerümpel graben, und sich nach Gleichgesinnten sehnen. Und wenn nicht, kann ich jemanden mit der nachfolgenden Liste hoffentlich für einige großartige Autoren begeistern.


T. H. White: Gilt hauptsächlich aufgrund seiner genialen vier-bändigen Neu-Erzählung der König Artus Sage „Der König auf Camelot“, die er von 1938 bis -58 verfasste, als einer der Urväter des Fantasy. Der englische Wikipedia-Artikel über ihn ist gar nicht so kurz, nur im deutschsprachigen Raum scheint er recht unbekannt zu sein. Selbst meinen Fantasy-begeisterten Freunden sagt der Name nichts, was wirklich schade ist. Denn aufgrund des schrulligen, etwas trockenen britischen Humors wirken Whites Bücher heutzutage weniger altbacken als vieles, das 40 Jahre später im Fantasy-Genre geschrieben wurde.

Paul Stewart: Auch bei diesem Autor bin ich immer wieder verwundert, dass ihn so wenige Leute zu kennen scheinen. Ich habe als Teenager alle neun Bücher der „Klippenlandchroniken“ verschlungen und auch die herrliche Fantasy-Persiflage „Muddle Earth“ hat mich in Lachtränen ausbrechen lassen. Paul Stewart schreibt Romane für Jugendliche die großteils in fiktiven Welten spielen und einen immer wieder aufs Neue mit ihrem Detailreichtum und einer spannenden, unvorhersehbaren Handlung überraschen.

Peter S. Beagle: Der dritte und letzte im Fantasy-Bereich tätige Autor dieser Liste ist gleichzeitig der, den ich am meisten bewundere. Beagle scheint ein totaler Generationenautor gewesen zu sein. „Das letzte Einhorn“, sagt zwar Einigen vom Titel etwas, doch höchstens hat man den Film dazu gesehen, der Autor ist ihnen völlig unbekannt. Selbst wer „Das letzte Einhorn“ gelesen hat, verpasst oft andere grandiose Werke des Autors, wie zum Beispiel sein Erstlingswerk „He Rebeck“ oder den sehr interessant konzipierten Roman „Es kamen drei Damen im Abendrot“. Ungewöhnliche Ideen, eine angenehme sprachliche Ruhe und Geschichten, die einen zum Nachdenken anregen, zeichnen Beagles Werke aus.

Rosemary Sutcliff: Diese britische Autorin hat viele bekannte (und unbekanntere) Sagen und Erzählungen meisterhaft für Jugendliche nacherzählt. Darunter „Robin Hood“, „Lied für eine dunkle Königin“, das vom Leben der Keltenkönigin Boudicca erzählt, „König Artus und die Ritter der Tafelrunde“ und „Schwarze Schiffe vor Troja“. Auch selbst ausgedachte historische Geschichten hat sie verfasst. Mir gefällt besonders, wie sie es schafft trotz einer recht knappen Ausdrucksweise eine Situation oder Stimmung durch geschickte Wortwahl so treffend zu beschreiben, dass es sich fast so anfühlt, als wäre man selbst dort.

Auguste Lechner: Was Rosemary Sutcliff für England ist, ist Auguste Lechner für den deutschsprachigen Raum. Die Österreicherin erzählt in ihren Büchern neben der Geschichte von König Artus und verschiedensten griechischen Sagen vor allem altdeutsche Sagen, wie das Nibelungenlied oder die Abenteuer Dietrichs von Bern meisterlich nach.

Mary Stewart: Trotz Namensgleichheit, ist damit natürlich nicht die schottische Königin gemeint, sondern die Autorin, die nicht nur für ihre dreibändige Nacherzählung der König Artus Sage aus Sicht des Zauberers Merlin bekannt ist, sondern hauptsächlich wegen ihrer romantischen Mystery-Romane. Das hört sich jetzt viel schlimmer an als es ist, denn Unterhaltung kann man in diesem Genre auch auf höchstem Niveau betreiben, wenn man sich um einen guten Schreibstil und eine Handlung mit überraschenden Wendungen bemüht. Beides macht Stewart und ist es deshalb wert, wieder mehr beachtet zu werden.

Georgette Heyer: Noch so eine Autorin, die anscheinend von einer Generation auf die andere (Naja, vielleicht schon von der vorletzten auf die letzte Generation) zu Unrecht vergessen wurde. Ihre Liebesromane, die fast ausschließlich um 1800 spielen und deren Heldinnen immer Serena oder Violetta heißen, bringen Jane-Austen-Fans auf ansprechendem Niveau zum Schmachten.

Daphne du Maurier: Du, die du oft in einem Atemzug mit Virginia Woolf, George Sand und Catherine Mansfield genannt wirst, warum scheint dich niemand mehr zu kennen? „Rebecca“ sagt vielleicht einigen etwas, aufgrund des gleichnamigen Musicals, doch wer hat von ihren anderen großartigen Romanen wie „Jamaica Inn“ oder „Meine Cousine Rachel“ gehört?
Daphne du Mauriers Unbekanntheit muss eine Einbildung meinerseits sein, anders kann ich mir es nicht vorstellen.

Cicely Mary Barker: Barker schrieb Anfang des 20sten Jahrhunderts Gedichte über Pflanzen, vorwiegend Blumen, und illustrierte jedes davon liebevoll mit einer Blumenfee-Aquarellzeichnung. Aus mir unerfindlichem Grund viel unbekannter als Beatrix Potter, deren kleinen Peter Hase auch bei uns viele kennen.

Jaclyn Moriarty: Zu guter Letzt, die wohl am wenigsten bekannte Autorin meiner Liste (Vielleicht auch, weil man sich den Namen so schwer merkt). Die Australierin schreibt lustige Jugendromane, in denen es oberflächlich nur um den ganz normalen Coming-of-Age-Wahnsinn zu gehen scheint. Ihre Hauptfiguren aber sind Teenager, die sich aufgrund ihrer Familie oder ihres sozialen Status bei Gleichaltrigen weit entfernt von Normalität befinden. Erzählt werden die Geschichten nur durch fiktive Briefe die die Hauptcharaktere sich für sich selbst ausdenken, Postkarten, Tagebucheinträge und Notizzettel, die überall hinterlegt werden. Außerdem verhalten sich auch alle Nebencharaktere immer sehr eigenartig und überhaupt ist alles immer sehr komisch und absurd. Mein Tipp: „Der Club der nackten Wahrheiten“

Habt ihr auch Lieblingsautoren, die sonst niemand in eurem Umfeld zu kennen scheint? Wer sollte eurer Meinung nach viel bekannter sein?

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