Sonntag, 14. April 2013

Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär (Walter Moers)



Ja, es handelt sich bei der Titelfigur tatsächlich um den Käpt’n Blaubär den wohl viele aus der „Sendung mit der Maus“ oder dem österreichischen Apotheken-Kindermagazin „Medizini“ kennen dürften. Sein Erfinder Walter Moers setzt den Blaubär in diesem Buch, das für Erwachsene geschrieben wurde, jedoch in einen völlig anderen Kontext:
Ein Blaubär ist ein Lebewesen des Kontinents Zamonien, das 26 Leben besitzt. In „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ erzählt er uns eben die ersten dreizehneinhalb davon. Da es auf Zamonien die seltsamsten Lebensformen und erstaunlichsten Landschaften und Naturphänomene gibt, gestaltet sich sein Leben sehr abenteuerlich. Denn von Waldspinnenhexen und Tratschwellen über eine gefangene Fata Morgana und einem ewigen Tornado bis hin zu denkendem Sand und Dimensionslöchern ist hier wohl alles Spannende und Absurde, das einem in Zamonien begegnen kann, vertreten.
 

Diese fiktive Biographie hat sich vollkommen dem Humor verschrieben. 700 Seiten lang beschießt einen Walter Moers in diesem Buch mit einer herrlichen Idee nach der anderen. Jedes Kapitel sprüht nur so vor unerwarteten, auch oft grotesken Einfällen.
Wenn der kleine Blaubär mal in der Klemme steckt, ist man sich nicht nur sicher, dass alles gut ausgehen wird, sondern die Situation kommt einem häufig so absurd und komisch vor, dass man nicht anders kann als trotzdem zu lachen. Selten hat mich ein Roman konstant so erheitert wie „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“.
Besonders gefallen hat mir da zum Beispiel, die Feinschmecker Insel, die einen zuerst mit den köstlichsten Speisen mästet (Kakaoflüssen, Toastblätter, etc.), nur um einen dann selbst verspeisen zu wollen, oder das Wüstenvolk der Gimpels, das auf der Suche nach der Stadt Anagrom Ataf ziellos umherirrt und sich nur von einem Kaktus mit halluzinogener Wirkung ernährt.

Nicht nur die Situationen in die der Blaubär gerät, sondern auch die Personen auf die er trifft sind sehr erheiternd. Mit ihrem seltsamen Äußeren und noch seltsameren Angewohnheiten sind sie nicht viel mehr als Karikaturen. Trotzdem werden einem einige davon im Laufe der Geschichte tatsächlich sympathisch.
So z.B.: Die kleine hässliche Berghutze Fredda, die sich in Blaubär verliebt und ihm dauernd Bleistifte ins Ohr steckt, oder der südländische Dschungel-Zwerg Chemluth Havanna, der nur auf extrem haarige Frauen steht und mit dem sich Blaubär einige Zeit lang eine Wohnung in Atlantis teilt.

Der Roman ist zudem reichlich vom Autor selbst illustriert. In klarem Comicstil begleiten die schwarz-weiß Federzeichnungen humoristisch den Text, wobei vor allem die Porträts einiger Charaktere, denen man im Buch begegnet, einfach spitze sind.

Mal wieder Lust auf unkontrollierte Lachkrämpfe?
Mit „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ bietet Walter Moers dem Leser geballten, absurden Klamauk, der eher der Phantastik als der Fantasy im klassischen Sinn zuzuordnen ist. Wer wie ich schräge Komik sowie herrlich unmögliche Szenarien liebt, wird hieran seine helle Freude haben.
Wer allerdings mit Unrealem und Blödeleien nichts anfangen kann, wird sich wundern, dass andere darüber so herzhaft lachen können.

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