„Als ich meine Frau heiratete, konnte ihre süditalienische Familie leider nicht dabei sein. Zu weit, zu teuer, zu kalt. Schade, dachte ich und öffnete ihr Geschenk. Zum Vorschein kam ein monströser Schwan aus Porzellan mit einem großen Loch im Rücken, in das man Bonbons füllt. Menschen, die einem so etwas schenken, muss man einfach kennen lernen.“
So weit der Klappentext zur Einführung des Buches von Jan Weiler, der darin seine Erlebnisse mit den süditalienischen Verwandten seiner Frau beschreibt.
Vordergründig geht es hier um Mentalitätsunterschiede zwischen Deutschen und Italienern. So lieben nach Jan Weilers Erlebnissen Italiener alles was laut und bunt ist und Aufmerksamkeit erregt. Sie essen immer nur Pizza und Pasta ohne zuzunehmen und können stundenlang mit kindlicher Begeisterung Tombola spielen.
Italiener hingegen meinen, Deutsche wären immer fleißig, ruhig, bescheiden.
Liest man aber weiter, erkennt man, dass Jan Weiler sich durchaus bemüht hat, die einzelnen Charaktere seiner neuen Anverwandten zu ergründen und von Klischees abzuweichen.
Am intensivsten beschreibt er dabei seinen Schwiegervater, Antonio Marcipane, der als seltsamer aber liebenswürdiger Kauz dargestellt wird. Durch ihn erfahren wir auch einiges über die turbulente Familiengeschichte der Marcipanes.
Die Geschichten sind flüssig zu lesen, jedoch hat man das Gefühl, Jan Weiler könne sich nicht immer so recht entscheiden, ob seine Erzählungen ernst oder witzig sein sollen. Es sind oft rührende Momente, wenn Antonio Marcipane von seiner Kindheit erzählt, in der er in einem Stockbett voller Wanzen lag, im Bett über ihm sein alkoholsüchtiger, kriegsversehrter Großvater.
Einige Seiten später mokiert sich Weiler dann wieder über die Bauart italienischer Fernsehsessel oder Coffee-to-go oder ähnliches:
„Auch im Supermarkt gibt es Fernsehsessel. Sie scheinen das zentrale Statusmöbel überhaupt zu sein. Diese Sessel sind an den merkwürdigsten Stellen justierbar, denn falls der jeweilige Besitzer auf die Idee kommen sollte, einmal ganz crazy fernzusehen, also beispielsweise mit dem Kopf auf der einen und dem Po auf der anderen Armlehne zu liegen, dann soll der Sessel immer noch bequem sein. Italiener wissen eben, was wahrer Luxus ist“
Wirklich unterhaltend wird es in Momenten der Selbstironie, die gegen Ende des Buches häufiger werden. So zum Beispiel, als Weiler und seine Frau, sowie seine Schwiegereltern wieder mal Urlaub in Italien machen:
„Diesmal schlafen wir nicht bei Nonna Anna, weil Antonio und Ursula dort wohnen, sondern bei Cousin Marco, der zwar kein Gästezimmer hat, aber ein Wohnzimmer, in dem wir nächtigen können, wenn uns seine Tiere nicht stören.„Was sind denn das für Tiere?“, frage ich mit sorgenvoller Neugier, denn ich befürchte in Katzenhaushalten immer, an Toxoplasmose zu erkranken. Beruhigenderweise besitzt Marco jedoch keine einzige Katze, sondern zwei Schlangen, mehrere Spinnen und Skorpione sowie ein Meerwasseraquarium mit einem kleinen Hai.“
Die Erzählungen in „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ fühlen sich authentisch an und besonders die Familiengeschichte der Marcipanes fand ich sehr interessant. Jan Weiler beschreibt alles auch recht mühelos und lustig, auch wenn für mich manches davon gezwungen witzig sein will. Ich denke aber, dass das eine Frage des persönlichen Humors ist.
Hätte ich ein Punktesystem, bekäme das Buch von mir 2 ½ Sterne aus 5, da es daran nichts Gröberes zu bemängeln gibt, mich aber auch nicht vom Hocker gerissen hat. Perfektes Mittelmaß.
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