Agnes Grey ist 18 Jahre alt, als ihr Vater einem befreundeten Kaufmann das gesamte Vermögen der Familie anvertraut und dieser bei einem Schiffsunglück mitsamt dem Geld auf dem Meeresboden versinkt. Somit wird die Familie Grey in Armut gestürzt.
Den Wunsch, ihre Eltern in dieser Notlage zu unterstützen, kann Agnes nur verwirklichen, indem sie sich eine Stelle als Gouvernante bei einer wohlhabenden Familie sucht. Trotz Warnungen von ihrer Mutter und ihrer Schwester, lässt sich die junge Frau nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Jedoch erfährt sie im Dienste der Bloomfields sowie später der Familie Murray viel Leid.
Und beinahe wird dadurch ihre Chance auf lebenslanges Glück zerstört.
Agnes Grey ist eine junge, unbedarfte Frau, die aus dem liebevollen und behüteten Kreis ihrer Familie unvorbereitet in die große, raue Welt geworfen wird. Die Kinder, mit denen sie sich während ihrer Arbeit herum schlagen muss, sind verzogen, aufsässig, ungehorsam, rüpelhaft und zum Teil gewalttätig. Deren Eltern sehen über alle Fehler hinweg, sodass für Agnes keine Möglichkeit besteht, den Kindern diese schlechten Charaktereigenschaften auszumerzen oder sie zurechtzuweisen.
Sie wird von den Familien und den meisten anderen Leuten in ihrer Umgebung (auch der Dienerschaft!) sehr von oben herab behandelt, die meisten befinden es für unter ihrer Würde, mit Agnes zu sprechen, und wenn sie die junge Gouvernante doch ansprechen, sind sie äußerst unhöflich und ungehobelt.
Sie wird von den Familien und den meisten anderen Leuten in ihrer Umgebung (auch der Dienerschaft!) sehr von oben herab behandelt, die meisten befinden es für unter ihrer Würde, mit Agnes zu sprechen, und wenn sie die junge Gouvernante doch ansprechen, sind sie äußerst unhöflich und ungehobelt.
Agnes erträgt ihr Leid meist stumm, ist sehr zurückhaltend und scheint als beinahe einzige Person, moralische Grundsätze zu besitzten.
Nur gut, dass uns zumindest mit dem netten Mr. Weston ein positives Gegenbeispiel zu all den anderen Unmenschen des Buches gezeigt wird.
Die gutmütige Heldin, die von allen Seiten nur missachtet und ausgebeutet wird, ist in Brontë-Romanen kein neues Motiv, doch hier mit besonders viel Realismus beschrieben. Anne Brontë hat hier viele ihrer eigenen Erfahrungen als Gouvernante in die Geschichte einfließen lassen. Dementsprechend ernst geht sie an das Thema heran und beschönigt nichts. Kurze humorvolle Stellen gibt es dann aber doch:
„Mr. Weston had an umbrella too, and offered me the benefit of its shelter, for it was raining heavily.>>No, thank you, I don’t mind the rain,<< I said. I always lacked common sense when taken by surprise.>>But you don’t like it, I suppose? – an umbrella will do you no harm at any rate,<< he replied, with a smile that showed he was not offended; as a man of worse temper or less penetration would have been at such a refusal of his aid.”
Außerdem lässt das Happyend die Erzählung im Rückblick etwas weniger düster erscheinen.
Es gab schon Stellen, in denen ich mit Agnes Grey mitgefiebert und mitgefühlt habe, doch im Großen und Ganzen war sie mir als Hauptfigur einerseits etwas zu passiv und zurückhaltend (Ja, auch wenn man das Buch im Zeitkontext betrachtet – Jane Austen schuf über 40 Jahre zuvor schon um Längen emanzipiertere Heldinnen), andererseits gibt es wenig Überraschungen, da die Geschichte sehr geradlinig verläuft.
Aufgrund des hervorragenden, detailreichen Schreibstils (den eigentlich alle Brontë-Bücher besitzen) und des großen Realismus, mit dem Agnes Greys Erlebnisse geschildert werden, mochte ich den Roman durchaus. Allerdings finde ich, dass es aufregendere und komplexer konstruierte Romane der Brontë-Schwestern gibt (z.B.: „Wuthering Heights“ von ihrer Schwester Emily, oder auch Annes zweiter Roman: „The Tenant of Wildfell Hall“) und im Vergleich mit diesen kann „Agnes Grey“ nicht wirklich mithalten.