Freitag, 22. Februar 2013

[Fundstück]: Der Herr der Ringe

Jeder unter euch hat bestimmt einige Weihnachts- oder Winterferientraditionen.
Eine von meinen ist, den "Herr der Ringe" zu lesen. Jedes Jahr, immer um die gleiche Zeit, von vorne bis hinten.
Da das aufgrund der Dicke des Buches manchmal ein wenig länger dauern kann, wie die Ferien lang sind, stelle ich euch erst heute eine meiner Lieblingsausgaben dieses Standartwerkes der Fantasyliteratur vor.

Diese deutsche Ausgabe, die 2000 vom Klett-Kotta-Unterverlag Hobbit-Presse herausgegeben wurde, enthält eine Neu-Übersetzung des Textes  von Wolfgang Krege (Die früher erschienen Ausgaben wurden von Margaret Caroux ins Deutsche übertragen). Ich persönlich besitze ein Exemplar der 2001 erschienenen 7. Auflage dieser Aufmachung.





          














Der ganze "Herr der Ringe" (d.h.: alle 3 Teile, bzw. alle 6 Bücher) befindet sich in einem faden-gebundenen Buch mit rotem Stoffeinband. Auch die nach außen schauenden Seitenflächen sind rot eingefärbt.
Um sich zu merken, wo man gerade beim Lesen ist, hat man zwei Lesebändchen zur Verfügung, eines in rot und eines in Gold.
Auf der Buchrückseite ist in goldernen Lettern der Titel eingeprägt.


Zu dem Buch kommt aber auch ein schöner Schutzumschlag, auf dem unter anderem ein Auge (Ich meine, es ist Saurons) in einem Ring zu sehen ist. Sehr schön finde ich hier, dass der Spruch, der auf dem Ring eingraviert ist -  "Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden / ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden" - tatsächlich in elbischen Buchstaben in Hochdruck eingeprägt wurde.
Doch das Beste sind die zwei Landkarten, die hinten im Buch beigelegt sind, sodass man beim Lesen immer genau mitverfolgen kann, wo denn die Abenteuer der Helden gerade stattfinden.



Auch auf eine schöne Gestaltung des Buchinneren wurde geachtet. Jeder Kapitelanfang wird von einer kleinen zweifärbigen Graphik begleitet, die einen Landschaftsausschnitt darstellt, manchmal etwas surreal angehaucht. Auch inmitten der Kapitel gibt es manchmal stilisierte Landschaftsszenen.

Es gibt im Internet viel Murren um die Übersetzung von Wolfgang Krege, was ich nicht wirklich nachvollziehen kann. Klar, ein wenig seltsam ist es schon, wenn Sam Frodo mit "Chef", statt mit "Herr" anspricht, oder wenn die Hobbits mit Aragorn am Anfang per-Sie sind, anstatt den königlichen Plural zu verwenden.
Dies sind aber nur stellenweise Schwächen, über die ich hinwegsehen kann.
Im Vergleich mit Margaret Caroux'  hat Wolfgang Krege vielleicht nicht immer so wortgetreu übersetzt, aber er schafft es dafür viel besser, die getragene, etwas sperrig verstaubte Sprache des Originals genau so ins Deutsche zu übertragen, dass das Gefühl, den der englische Text bei einem auslöst, erhalten bleibt. Man fühlt sich beim Lesen wie in eine alte Sagenwelt entrückt.

Die Ausgabe ist leider nur mehr antiquarisch, erhältlich. Wer ein gut erhaltenes Exemplar ergattern möchte, muss schon recht tief in die Tasche greifen. Doch für jeden fanatischen Tolkien-Anbeter, oder auch für jeden normalen deutschsprachigen Tolkien-Fan, der sich so ein dickes Buch auf englisch nicht zutraut, ist dieses Exemplar auf jeden Fall eine gute Wahl.

Falls jemand andere schöne deutschsprachige Ausgaben des "Herrn der Ringe" kennt, kann er mir das gerne mitteilen.  :)

Montag, 11. Februar 2013

[Buchgeplauder]: Über „Penguin Popular Classics“


Ich habe ja nun schon mehrere Bücher der „Penguin Popular Classics“-Reihe rezensiert (siehe: Northanger Abbey (Jane Austen), Agnes Grey (Anne Brontë) und King Solomon’s Mines (H. Rider Haggard)), deshalb möchte ich einige allgemeine Bemerkungen dazu los werden, die sich nicht auf die einzelnen Bücher, sondern auf die ganze Reihe beziehen.

Positiv fällt mir auf, dass zu Beginn eines Buches stets eine kurze Biographie des Autors/der Autorin zu finden ist, sodass man einen kleinen Überblick über dessen/deren Leben und Schaffen erhält.
Nebendem finde ich, dass die Titelbilder für die Ausgaben, der 90er Jahre immer sehr sorgfältig ausgewählt wurden und hervorragend in das Sujet passen. Leider bekam die Reihe nach der Jahrtausendwende ein neues Cover verpasst: Auf zitrus-grünem Hintergrund steht nun in weißer Schrift schlicht der Titel des Werkes, Bild gibt es keines mehr.
Ein weiterer positiver Punkt ist, dass alle Ausgaben dieser Serie sehr günstig zu haben sind; in Österreich kosten sie je ungefähr 3-5€, das hängt von der Seitenanzahl ab.

Was mich hingegen manchmal sehr stört, ist, dass dem Text keinerlei Kommentare beigefügt sind. Es ist für den heutigen Leser nicht einfach, alle Anspielungen, Gewohnheiten oder Sitten von vor 200 Jahren zu verstehen und es bedürfe hier durchaus manchmal einer Erklärung. Auch wenn im Text Zitate aus Gedichten oder anderen Büchern vorkommen, ist deren Quelle nicht angegeben.
Weiters gibt es auch keine Einleitung (Nun gut, die finden die Meisten sowieso langweilig und überblättern diese oft 20-30 Seiten einfach. Der Trick ist eben, Prologe nur zum Schluss, nach Ende der Geschichte, zu lesen.), außer es wurde von den Autoren selbst eine verfasst, die allerdings nie Ansätze zur Textanalyse bietet, sondern stets nur von der eigenen Schreiberfahrung oder ähnlichen Dingen sprechen.

Wer einfach an einer günstigen Ausgabe eines bekannten Romans (oder Theaterstücks) der englischen Literaturgeschichte interessiert ist und nur einmal die Handlung eines Buches kennen möchte, ist mit „Penguin Popular Classics“ gut beraten.
Wer sich hingegen auch für die Hintergründe zu einer Geschichte interessiert, sollte zu einer sorgfältig kommentierten Ausgabe mit ausführlicher Einleitung greifen, zum Beispiel von „Wordsworth Classics“. Allerdings kosten diese Bücher dann etwas mehr.
 

Sonntag, 3. Februar 2013

Wanderer, kommst du nach Spa… (Heinrich Böll)

Der Krieg wirft einen Schatten auf alles, das er berührt. Er tötet, verletzt und traumatisiert nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten, Unschuldige und Kinder. Er bringt nichts anderes als Leid und Elend die auch noch lange nach seinem Ende andauern. Den Schrecken des Krieges kann der menschliche Geist niemals in seiner Gesamtheit erfassen und doch muss alles dagegen getan werden, dass seine Gräuel in Vergessenheit geraten.

Dafür zu sorgen, dass dies nicht geschieht, hat sich Heinrich Böll zur Aufgabe gemacht. In diesem dünnen Band sind Kurzgeschichten, die er von 1947 bis 1950 verfasst hat, zusammen getragen und bilden ein Paradebeispiel der Trümmer- und Nachkriegsliteratur.
Der Stil ist realistisch-nüchtern und gerade in dieser einfachen Klarheit wirkt das Erzählte besonders grausam und erschütternd.




In den Erzählungen arbeitet Böll aus unterschiedlichsten Perspektiven den Schrecken des Krieges auf.
Geschichten, die während des Krieges spielen sind oft aus Sicht von Soldaten geschrieben. Sie warten auf eine Schlacht, sitzen im Schützengraben, liegen verwundet im Lazarett, können nicht aus ihrer Situation entkommen, fürchten sich.
In den Szenen, die nach dem Krieg beschrieben werden, sind die Protagonisten einsam, verbittert, ausgezehrt. Überall um sie herum ist Zerstörung und sie wissen nicht, wie sie wieder in der Gesellschaft Fuß fassen sollen.

Eine der berührensten Erzählungen des Buches, verleiht diesem gleichzeitig seinen Titel.
In „Wanderer, kommst du nach Spa…“ kommt ein junger verwundeter Soldat in ein Notkrankenzimmer, das im Zeichensaal eines Gymnasiums aufgeschlagen worden ist und möchte nicht glauben, dass dies seine Schule ist, die er erst drei Monate zuvor verlassen hat.
„Alles das, dachte ich, ist kein Beweis. Letzten Endes gibt es in jedem Gymnasium einen Zeichensaal, Gänge, in denen krumme, alte Kleiderhaken in grün- und gelbgestrichene Wände eingelassen sind; letzten Endes ist es kein Beweis, dass ich in meiner Schule bin, wenn die Medea zwischen VI a und VI b hängt und Nietzsches Schnurrbart zwischen O I a und O I b. Gewiss gibt es eine Vorschrift, die besagt, dass er da hängen muss. Hausordnung für humanistische Gymnasien in Preußen: Medea zwischen VI a und VI b“

Die Geschichte bringt einem die grausame Sinnlosigkeit und Absurdität des Krieges ergreifend näher.

Heinrich Bölls Werke sind nun mal ein Stück deutsche Literaturgeschichte, das es verdient gelesen zu werden. Entspannende Abendlektüre sieht aber anders aus.
Für meinen Geschmack war „Wanderer kommst du nach Spa…“ zu trostlos und bedrückend, darum soll dieses Buch in meinem Blog exemplarisch für alle Werke Bölls stehen, die eine für alle Generationen bedeutende Botschaft verbreiten:
Es gibt nichts wichtigeres als den Frieden!